Hilfstransport in die Eifel

Erstellt am 12.08.2021

"Wie können wir den von der Hochwasser-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz betroffenen Menschen konkret helfen?" Diese Frage ließ Verena Westermann, unserer Pfarrerin in Lienen und Kattenvenne, auch in ihrem Urlaub keine Ruhe. So wandte sie sich an den Feuerwehrchef Eckhard Ehmann, der den Kontakt nach Vicht in der Nordeifel herstellte. Zügig wurde ein Aufruf verfasst, in dem um Hilfsgüter für den täglichen Gebrauch, wie Staubsauger, Bügeleisen und Wäscheständer gebeten wurde. Die BHG Kattenvenne stellte einen Anhänger zur Verfügung, und Dieter Stricker und Katrin Paschedag übernahmen den Transport. In dem folgenden Text beschreibt Verena Westermann ihre Erfahrungen während dieser Fahrt.

Vicht ist ein kleiner Ort wie Kattenvenne. Allerdings liegt er in der Nordeifel in einem Tal, durch den sich ein Bach und die Durchgangsstraße schlängeln.  An dieser Straße liegen wichtige Gebäude wie der Dorfladen, der Kindergarten und die Arztpraxis.  Der Bach trat nach den enormen Regenfällen innerhalb kürzester Zeit über die Ufer, so dass die Häuser an der Straße bis ca. 140cm  im Wasser standen. Die Fahrbahndecke und Gärten wurden zerstört. (Man denke an das Überlaufen vom Dorfteich in Lienen vor wenigen Jahren und weiß, welche Gewalt das Wasser hat.) Autos und alles andere wurden weggerissen und Keller und Erdgeschosse füllten sich mit einer schlammigen Brühe. Gott sei Dank ist hier niemand ums Leben gekommen, und es sieht so aus, dass alle Häuser stehen bleiben können.

Die Schäden an den Gebäuden sind noch deutlich zu erkennen.

Die Schäden sind dennoch deutlich zu sehen und zu riechen. Wenn man über den Bürgersteig geht, merkt man es nicht so, aber schon in den Hauseingängen schlägt einem ein sehr muffiger Geruch entgegen. Kein Wunder, dass viele Fenster offen stehen, um so viel wie möglich zu lüften und zu trocknen. Wir haben den Eindruck, dass schon viel geschehen ist. Viel Schutt ist abtransportiert worden, die Wege und Häuser sind abgespült.Wenn man in Vicht wohnt, sieht man das wahrscheinlich anders. In jedem Haus an der Straße hört man die Aufräumarbeiten. Überall klopft, hämmert und rumort es. Die Straße wird geteert. Baufahrzeuge räumen noch Schutt weg. Vor dem Ort stapeln sich die abtransportierten Autos und der Müll. Die Menschen sind in ihren Häusern, deren Keller und Erdgeschosse leer sind,  beschäftigt. Wer oben am Hang oder im Nachbarort wohnt, kommt zum Helfen. Viele junge Leute sind aktiv. Putz wird abgeschlagen, erste Leitungen werden verlegt, es wird sauber gemacht. Jetzt muss neuer Estrich her. Vieles ist immer noch mit einer ganz feinen Sandschicht bedeckt. Die meisten haben inzwischen wieder Strom. Und froh sind alle, die ihre erste Etage bewohnen können.

Die Helfer übergeben in Vicht die meist neuwertigen Spenden.

Neben der Kirche sind große Zelte aufgebaut. Es gibt eine Bürgerberatung für Menschen, die nicht wissen, wie es weitergeht. Dixi-Klos sind aufgestellt worden. Trinkwasser wird abgegeben, da die Leitungen defekt sind. In dem Moment, als wir ankommen, fehlt es gerade an Reinigungsmitteln für die Häuser. In einer großen Halle werden Kleidungsstücke sortiert und ausgegeben. Dorthin haben wir unsere Spenden gebracht, lauter nützliche Dinge, über die sich die Menschen sehr freuen. In unseren Gesprächen merken wir, dass viele sehr erschöpft sind und dass die Vichter sehr staunen, dass ein so kleiner Ort wie Kattenvenne so viele gute Regale, Kaffeemaschinen, Bügelbretter oder Wasserkocher zusammengetragen und hergebracht hat. Fast alles ist neuwertig. Vor Ort werden die Sachen von Ortsansässigen ausgegeben, die die Leute kennen, so dass sichergestellt ist, dass es die Bedürftigen aus Vicht bekommen. Während wir auf einen Kaffee eingeladen werden, können wir schon die ersten zufriedenen Bewohner mit einem Wäscheständer oder einem Staubsauger nach Hause gehen sehen.

Die Aktion hat sich gelohnt, wir haben den Menschen ein kleines Stück helfen können. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an alle Spender*innen, an die BHG Kattenvenne und Dieter Stricker und Katrin Paschedag für ihre Unterstützung.