Besichtigung des Wasserwerks in Schollbruch

 

Jederzeit sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn – das ist für uns heute selbstverständlich. Aber ist es das wirklich? Was steckt alles an Arbeit, Technik und Knowhow dahinter, damit wir dieses lebenswichtige Gut täglich nutzen und genießen können? Dieser Frage ging eine Gruppe Interessierter am 29. September 2022 im Wasserwerk Schollbruch nach. Das Ev. Sozialseminar Lienen hatte gemeinsam mit Pro Teuto e.V. zu dieser Besichtigung eingeladen, die der WTL-Experte Ralf Steinbrink fachlich versiert durchführte.

Der WTL (Wasserversorgungsverband Tecklenburger Land) wurde 1959 als Zweckverband des öffentlichen Rechts des Kreises Steinfurt gegründet und ist für die Versorgung mit Trinkwasser in den 11 Mitgliedskommunen im ehemaligen Altkreis Tecklenburg verantwortlich. Der WTL betreibt fünf Wassergewinnungsanlagen (WGA) und vier eigene Wasserwerke (WW). Das Versorgungsgebiet umfasst 820 km². Die Gemeinde Lienen wird ebenso wie der Ortsteil Kattenvenne zu 95% vom WW Schollbruch mit Trinkwasser  versorgt.  Im Regelfall werden 5 % aus dem WW Brochterbeck in dem WTL-größten Wasserbehälter Lengerich an der Bergstraße mit einem Volumen von 9.000 m³ zur Versorgung von Lengerich, Ladbergen und Lienen beigemischt. Das WW Schollbruch befindet sich zwischen Lengerich und Natrup-Hagen an der Bahnstrecke Münster-Osnabrück. Es wurde 1910 mit dem Namen „Wasserwerk Natrup-Hagen“ zur Versorgung des Bahnbetriebswerkes Osnabrück in Betrieb genommen. Im Jahr 2000 hat der WTL das Wasserwerk und die zugehörigen Betriebsbrunnen von der Deutschen Bahn erworben und 2003 für ca. 2,0 Mio € modernisiert.

Das Grundwasser des WW Schollbruch entstammt einem sehr tief liegenden Grundwasserleiter, wodurch seine Qualität sehr gut ist.  So ist es z.B. annähernd nitratfrei. Auch was die in Zukunft zu fördernde Menge an Trinkwasser betrifft, konnte Herr Steinbrink Entwarnung geben. Der WTL erwartet diesbezüglich keine Engpässe, da sich die tief liegenden Grundwasservorkommen durch die zu erwartenden stärkeren Niederschläge in den Wintermonaten wieder auffüllen. Mehrere Prognosen sagen gleichbleibende bis leicht steigende Winterniederschläge in den nächsten Jahrzehnten als Folge des  Klimawandels voraus, so dass sich das Grundwasser in ausreichender Menge jährlich neu bilden kann. Anders sieht es jedoch bezüglich der oberflächennäheren Grundwasserstände aus. Hier macht der Klimawandel vor allem der Landwirtschaft das Leben schwer, so dass der Bedarf an Bewässerung in den Sommermonaten steigen wird. Dies hat jedoch zugleich positive Auswirkungen auf die Grundwasserqualität, da Pflanzen mit ausreichender Wasserversorgung auch die gedüngten Nährstoffe (in erster Linie Stickstoff) aufnehmen kann und  die Nitratauswaschung in den Wintermonaten abnimmt.

Ein Problem ist der hohe Versiegelungsgrad der Flächen in Siedlungs- und Gewerbegebieten, wodurch immer weniger Regenwasser breitflächig versicker und so das oberflächennahe Grundwasser speisen kann. Hier wünscht sich der WTL durchaus Vorgaben seitens der Politik, damit auch in Wohn- und Gewerbegebieten mehr Regenwasser gesammelt und nach und nach in Gärten und auf öffentlichen Flächen versickern kann. Dies ist besonders bei den voraussichtlich immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen von großer Bedeutung.

Was ebenfalls Sorgen macht ist die stabile Energieversorgung der Brunnenanlagen und Wasserwerke. Denn auch hier läuft nichts ohne Strom. Da das Trinkwasser in Hochbehälter oberhalb der Ortschaften gepumpt und von dort durch die Schwerkraft (Druckaufbau) bis in die Haushalte verteilt wird, wäre bei einem Stromausfall die Wasserversorgung nicht sofort unterbrochen. Zudem verfügt der WTL über einige Notstromaggregate. Dennoch wird gerade intensiv an Notfallplänen gearbeitet und kurz- bis mittelfristig werden auch Photovoltaik- und Windkraftanlagen zum Einsatz kommen. Trotz aller Vorsorgemaßnahmen kann es in Folge des Klimawandels in Zukunft öfter vorkommen, dass – wie im Juni 2022 – der WTL an die Einwohner des Tecklenburger Lands appelliert, wegen der Hitzewelle und der geringen Niederschläge in der ersten Jahreshälfte sorgsam mit dem Trinkwasser umzugehen und auf die Bewässerung von Gärten und das Auffüllen privater Pools zu verzichten. Jede*r kann mit dazu beitragen, dass ausreichend Trinkwasser für alle verfügbar ist.